CO2-Preiserhöhung: Agora Energiewende sieht Szenario zur Halbierung der EEG-Umlage in 2022

Durch die Nutzung zusätzlicher Einnahmen aus einer aktuell diskutierten CO2-Preiserhöhung für die Senkung der EEG-Umlage können die Strompreise in Deutschland massiv gesenkt werden. Das zeigen aktuelle Berechnungen von Agora Energiewende. Die EEG-Umlage, die heute bei 6,5 Cent pro Kilowattstunde liegt, könnte damit mehr als halbiert werden und so wieder auf das Niveau von 2010 sinken.

Wie es in einer Pressemeldung des Think Tanks heißt, sei die jüngst diskutierte Erhöhung des CO2-Preises um 15 Euro auf 45 Euro pro Tonne bereits 2022 ein wichtiges Preissignal auf dem Weg zu mehr Klimaschutz: Klimaschädliche Brennstoffe wie Diesel, Benzin, Heizöl und Erdgas verteuerten sich. Würden die dadurch entstehenden Mehreinnahmen in Höhe von 4,5 Milliarden Euro dann auch noch genutzt, um die EEG-Umlage zu senken, käme ein weiteres wichtiges Signal auf dem Weg zur Klimaneutralität hinzu: Strom werde billiger. Nach Berechnungen von Agora Energiewende lasse sich die EEG-Umlage 2022 durch die Mehreinnahmen aus einem CO2-Preis von 45 Euro mehr als halbieren – auf 2,5 Cent je Kilowattstunde (ct/kWh). Eine solche Preissenkung würde Elektromobilität, Wärmepumpen und elektrische Produktionsprozesse wettbewerbsfähig machen gegenüber fossilen Technologien und zugleich die Bürgerinnen und Bürger spürbar entlasten. „Das wäre der langersehnte Befreiungsschlag bei den Stromkosten“, sagt Dr. Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende.

Unter Annahme eines Börsenstrompreises von 60 Euro pro Megawattstunde könne der Haushaltsstrompreis durch die vorgeschlagenen Maßnahmen um 2,4 ct/kWh sinken, rechnet der Think Tank weiter vor. Das bedeute für einen Vier-Personen-Haushalt Einsparungen in Höhe von gut 80 Euro im Jahr. „Ein höherer CO2-Preis bei gleichzeitiger Senkung des Strompreises ist sozial gerecht, da die unteren Einkommensgruppen davon profitieren“, so Graichen. Höhere Einkommensgruppen hätten in der Regel größere Autos mit höherem Verbrauch. „Sowohl klimapolitisch als auch sozialpolitisch gilt: CO2-Preis rauf, Strompreis runter – und die höheren CO2-Kosten nicht den Mietern, sondern den Vermietern anlasten.“ Letztere hätten es in der Hand, in eine neue, CO2-arme Heizung zu investieren.

Das Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) sieht bereits heute vor, Einnahmen aus dem CO2-Preis für die Senkung der EEG-Umlage zu nutzen. So sollten die Mehreinahmen aus dem Anstieg des CO2-Preises von 20 auf 30 Euro im kommenden Jahr in Höhe von 3,6 Milliarden Euro bereits eine Reduzierung der EEG-Umlage um 1,4 auf 3,8 ct/kWh bewirken. Weitere 1,3 Cent Reduktion ergäben sich laut Agora Energiewende aus den Mehrerlösen eines CO2-Preises von 45 Euro pro Tonne.

Um die Umsetzung des Vorschlags zum 1. Januar 2022 zu ermöglichen, empfiehlt Agora Energiewende, eine entsprechende Novelle des BEHG gleichzeitig mit der Überarbeitung des Klimaschutzgesetzes auf den Weg zu bringen. „Der Bundestag hat es in der Hand: Parallel zur Novelle des Klimaschutzgesetzes sollte er jetzt auch die Chance ergreifen, den CO2-Preis moderat zu erhöhen, um so die EEG-Umlage drastisch zu senken“, betont Graichen.

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