Rechtsstreit um Strom- und Gaskonzessionen in Leipzig beigelegt

Die Leipziger Stadtwerke und die enviaM-Gruppe haben sich außergerichtlich über die Strom- und Gasnetze in den eingemeindeten Stadtteilen von Leipzig geeinigt. Beide Rechtstreitigkeiten* werden damit nach mehr als sechs Jahren beendet. Wie die Leipziger Stadtwerke in einer Erklärung gegenüber der Presse mitteilten, sehe die Einigung eine Kooperation zwischen den Leipziger Stadtwerken und der Netz Leipzig mit enviaM und MITGAS vor.

Mit der Einigung erfolge laut Unternehmensangaben der Verkauf von Stromleitungen und -anlagen des Mittel- und Niederspannungsnetzes in den eingemeindeten Ortsteilen Leipzigs von enviaM an die Leipziger Stadtwerke. Parallel verkaufe MITGAS ihre Gasleitungen und -anlagen des Mittel- und Niederdrucknetzes in den eingemeindeten Ortsteilen Leipzigs an die Leipziger Stadtwerke. Der Verkauf erfolge zum 1. Januar 2023 und betreffe die Ortsteile Seehausen, Plaußig-Portitz, Engelsdorf, Mölkau, Baalsdorf, Althen-Kleinpösna, Holzhausen, Liebertwolkwitz, Hartmannsdorf-Knautnaundorf, Lausen-Grünau, Miltitz, Burghausen-Rückmarsdorf, Böhlitz-Ehrenberg, Lützschena-Stahmeln, Lindenthal und Wiederitzsch. Die Netz Leipzig werde demzufolge Netzbetreiber und übernehme die Betriebsführung dieser Netze, wodurch sie ihr Gesamtnetz um zirka 30 Prozent vergrößere.

Kooperative Lösung
Wie aus der Unternehmensmitteilung weiter hervorgeht, werde der enviaM-Netzbetreiber MITNETZ STROM in diesem Zusammenhang bereits zum 1. Januar 2023 die Hochspannungsanlagen im gesamten Stadtgebiet Leipzigs als Netzbetreiber die Betriebsführung der Netze im Form eines Pachtmodells übernehmen. Hierfür würden alle Hochspannungsanlagen der Leipziger Stadtwerke im aktuellen Konzessionsgebiet der Stadt Leipzig an die MITNETZ STROM verpachtet. Zudem werde aktuell im Rahmen der Kooperationslösung geprüft, ob die Stadtwerke und enviaM ihre entsprechenden Hochspannungsanlagen in eine Kooperation einbringen. Ziel sei es, im Strombereich eine gemeinsame Gesellschaft zu gründen, an der die Leipziger Stadtwerke und enviaM zu je 50 Prozent beteiligt sind, und die Hochspannungsanlagen dort einzubringen.

Im Gasbereich hingegen sollen ausgewählte Hochdruckanlagen in die bereits bestehende, gemeinsam von den Leipziger Stadtwerken und MITGAS zu je 50 Prozent gehaltene, Gesellschaft EVIL eingebracht werden. MITNETZ GAS werde dabei Netzbetreiber und übernehme die Betriebsführung.

Dazu fasste Karsten Rogall, Geschäftsführer der Leipziger Stadtwerke, zusammen: „Anstatt sich noch jahrelang vor Gericht zu streiten, haben wir hier eine Lösung gefunden, bei der beide Seiten ihre Kompetenzen einbringen können und so voneinander profitieren. Wir freuen uns auf die zukünftige Zusammenarbeit.“

„Die Einigung war dringend notwendig, um den Kunden in Leipzig ein zuverlässiger Netzbetreiber zu sein. Es ist ein Meilenstein für die Region und ich bin stolz, dass wir gemeinsam nach vorne schauen können. Jetzt heißt es, die Netze und Anlagen für die Energiewende fit zu machen und durch neue Projekte und innovative Lösungen wie beispielsweise die Nutzung von Wasserstoff zu beschleunigen“, wird Stephan Lowis, enviaM-Vorstandsvorsitzender, in der Pressemitteilung zitiert.

* Hintergrund: Die Leipziger Stadtwerke erhielten bereits in den Jahren 2014 (Gas) und 2015 (Strom) den Konzessionszuschlag vom Leipziger Stadtrat. Seitdem wurde in mehreren Verfahren mit dem bisherigen Konzessionsinhaber über die Herausgabe der Netze gestritten. Diese stellten die grundsätzliche Frage, ob die Gas- und Strom-Konzessionsvergabeverfahren unter Beachtung des Neutralitätsgebotes rechtmäßig durchgeführt wurden und die mit den Stadtwerken Leipzig abgeschlossenen Konzessionsverträge wirksam sind. Die Leipziger Stadtwerke / Netz Leipzig und enviaM haben vor über einem Jahr parallel zum Gerichtsverfahren einen Dialog mit dem Ziel aufgenommen, die bestehenden Rechtsstreitigkeiten zu beenden und die Übernahme der Strom – und Gaskonzessionen in den eingemeindeten Leipziger Ortsteilen kooperativ zu lösen.

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