Volkswagen stellt Kraftwerke auf Erdgasbetrieb um

Der Vorstand des Volkswagen-Konzerns hat beschlossen, die beiden unternehmenseigenen Groß-Kraftwerke am Standort Wolfsburg grundlegend zu modernisieren und von Steinkohle- auf Erdgasbetrieb umzustellen. Wie der Automobilkonzern gestern dazu weiter bekanntgab, sollen in diesem Zuge mehrere neue Gas- und Dampfturbinenanlagen als Ersatz für die bestehenden Steinkohlekessel errichtet werden. Dafür würden rund 400 Millionen Euro investiert, die Inbetriebnahme solle zwischen 2021 und 2022 erfolgen.

Der Autobauer sieht dies als wichtigen Schritt an, die Umweltbelastungen spürbar zu reduzieren. „Der Volkswagen Konzern will und muss seinen Beitrag leisten, um den Klimawandel einzudämmen und die Luftqualität zu verbessern. Deshalb treiben wir die Elektrifizierung unserer Fahrzeuge voran und machen gleichzeitig die klassischen Antriebe effizienter und sauberer. Und deshalb setzen wir uns auch in der Produktion neue, ambitionierte Ziele: Bis 2025 werden wir die Umweltlasten (Energie, CO2, Wasser, Lösemittel und Abfall) im gesamten Volkswagen-Konzern um 45 Prozent gegenüber 2010 reduzieren. Die Umstellung der beiden Kraftwerke am Konzernsitz Wolfsburg von Kohle auf Gas ist dafür ein klares Zeichen und ein wichtiger Schritt. Weitere werden folgen“, sagte Matthias Müller, Vorsitzender des Vorstands der Volkswagen Aktiengesellschaft, nach der Entscheidung der Unternehmensleitung.

Danach ist laut Volkswagen vorgesehen, im so genannten „Heizkraftwerk Nord/Süd“, einer Art Wahrzeichen des Werks Wolfsburg, die Kohlekessel durch eine Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD-Anlage) und drei Heißwasser-Kessel zu ersetzen. Damit könnten demzufolge allein dort in Zukunft ca. 136 Megawatt (MW) elektrische Leistung sowie ca. 386 MW thermische Leistung erzeugt werden. Zudem sollen auf dem heutigen Kohle-Lagerplatz neben dem „Heizkraftwerk West“ zwei weitere GuD-Anlagen entstehen, die dann ca. 288 Megawatt elektrische und ca. 265 Megawatt Wärmeleistung erreichen. Für diese hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplung würden am Standort rund 400 Millionen Euro investiert, heißt es.

Die entsprechenden Genehmigungen der Behörden sowie den Fortgang der Detailplanung und der Ausschreibung vorausgesetzt, könnte nach Angaben von Volkswagen noch 2018 mit den ersten Bauarbeiten begonnen werden. Mit der voraussichtlichen Inbetriebnahme zwischen den Jahren 2021 und 2022 würden die Kohlenstoffdioxid-Emissionen dann um fast 60 Prozent bzw. um ca. 1,5 Millionen Tonnen pro Jahr sinken – so viel wie der Ausstoß von aktuell ca. 870.000 Fahrzeugen pro Jahr, rechnet Volkswagen vor.

Michael Heinemann, Sprecher der Geschäftsführung der VW Kraftwerk GmbH, ergänzt: „Für den Fall einer zukünftig wirtschaftlichen Erzeugung von synthetischem Erdgas, etwa durch die Nutzung von Power-to-Gas-Anlagen, könnten wir sogar eine vollständige CO2-Neutralität erreichen. Dies würde im Sinne der Energiewende eine zukunftsweisende Ergänzung zu den erneuerbaren Energien bilden.“
„Doch nicht nur Kohlendioxid steht bei den neuen Anlagen auf der Streichliste, auch der Wasserverbrauch, das Abfallaufkommen und die übrigen Emissionsfrachten werden mitunter drastisch reduziert – durchschnittlich um circa 50 Prozent.  Damit leisten wir auch einen Beitrag zur Reduzierung der lokalen Umweltlasten“, erläutert Stephan Krinke, Umweltmanagement Beauftragter des Volkswagen Konzerns, gegenüber der Presse.

Die beiden Kraftwerke am Standort Wolfsburg stellen nach Angaben des Volkswagen-Konzerns nicht nur den überwiegenden Anteil der Stromversorgung der Standorte Wolfsburg, Emden, Hannover, Kassel, Braunschweig und Salzgitter der Marken Volkswagen Pkw und Volkswagen Nutzfahrzeuge sowie der Volkswagen-Komponentenwerke sicher. Auch die Wärmeversorgung des Werkes sowie der Stadt Wolfsburg erfolge über diese Anlagen.

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