Vorläufige Übertragungsnetzentgelte für 2023 veröffentlicht

Für das kommende Jahr haben die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) 50Hertz, Amprion, TenneT und TransnetBW erstmals gemeinsam bundeseinheitliche Übertragungsnetzentgelte veröffentlicht. In einer Mitteilung gegenüber der Presse begrüßten die ÜNB den Vorstoß der Bundesregierung, den Anstieg der Netzentgelte im Stromtransportnetz zu begrenzen. Mit Hilfe des dritten Entlastungspakets der Bundesregierung sollen demnach die Netzentgelte auf dem Niveau des Vorjahres stabilisiert werden. Auf dieser Basis liegen die vorläufigen durchschnittlichen Netzentgelte nach ÜNB-Angaben im nächsten Jahr bei 3,12 Cent pro Kilowattstunde (ct/kWh). Während das im Vergleich zu 2022 im Übertragungsnetz von TenneT (aktuell 2,29 ct/kWh) auf eine Kostenentlastung hinausläuft, werden Kunden in den Netzen von bei 50Hertz (3,04 ct/kWh), Amprion (2,94 ct/kWh) und TransnetBW (3,03 ct/kWh) künftig im Mittel mehr belastet.

BDEW begrüßt Preisdämpfung durch Bund
Wie es von Seiten des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) heißt, hätte es ohne Zuschüsse zu einer Verdreifachung der Übertragungsnetzentgelte kommen können. In ihrem Statement bewertete Kerstin Andreae, die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, die vorläufigen Netzentgelte der Übertragungsnetzbetreiber daher als „eine gute Nachricht“. „Es ist richtig, dass für diese außergewöhnliche Situation ein staatlicher Zuschuss geplant ist. Die krisenbedingten Mehrkosten insbesondere für Ausgleichsenergie und Redispatch führen sonst zu erheblichen Netzentgeltsteigerungen, die von allen Kunden getragen werden müssen. Insbesondere für die Industrie ist die Maßnahme eine wichtige Entlastung.“

Die Kostendämpfung auf der Übertragungsebene dank des Entlastungspakets der Bundesregierung dürfe laut Andreae aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es Netzentgelterhöhungen auf Verteilnetzebene geben werde. Auch hier wäre eine Entlastung sinnvoll. Die Koalition müsse jetzt schnell die rechtlichen Grundlagen für die Zuschüsse schaffen, so Andreae.

ÜNB: Erheblicher Kostenanstieg für Systemdienstleistungen
Die Berechnung der bundeseinheitlichen Übertragungsnetzentgelte ergibt sich nach Angaben der vier Übertragungsnetzbetreiber aus der Prognose der Kostenbasis (Erlösobergrenze, kurz: EOG) und den Absatzmengen für das Jahr 2023. Für dieses Jahr sehen die ÜNB bei der EOG starke Kostensteigerungen. Die Hauptursache dafür liege bei den erheblichen Preissteigerungen auf den Brennstoff- und Strommärkten, die vor allem auf Russlands Krieg gegen die Ukraine zurückzuführen seien. Diese sorgten mindestens im laufenden und im kommenden Jahr für Steigerungen, insbesondere bei den Redispatch-Kosten und bei den Kosten für die Netzreserve, für die Vorhaltung von Regelleistung sowie für die Beschaffung von Verlustenergie.

Veröffentlichung unter Vorbehalt
Die ÜNB weisen ausdrücklich darauf hin, dass die jetzt veröffentlichten Netzentgelte vorläufig seien und unter dem Vorbehalt ständen, dass die gesetzliche Grundlage zur Stabilisierung bis zum 6. Dezember 2022 vorliege.

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