Trendanalyse 2024: Gegenläufige Trends bei Strom- und Gasnetzentgelten

Die GET AG hat erste Berechnungen zum Trend für die Kosten zur Netznutzung in Strom- und Gasverteilnetzen ab 2024 vorgenommen. Während Haushalts- und Gewerbekunden in Stromnetzen im Mittel mit spürbar höheren Kosten rechnen müssen, werden sie in Gasnetzen im Mittel künftig geringfügig entlastet. Die Preisinformationen der Netzbetreiber für das kommende Jahr zeigen mit wenigen Ausnahmen Änderungen der Kostenlage sowohl nach oben als auch unten. Sie sind allerdings noch als vorläufig zu betrachten.

Nach Auswertung der vorläufigen Preisblätter über eine Stichprobe von 202 Stromverteilnetzbetreibern* ergibt sich für einen Haushaltskunden mit Standardlastprofil (SLP) und einem Jahresverbrauch von 3.500 kWh in Niederspannung bezogen auf die Erhebungsbasis im Mittel** ein Anstieg der Jahreskosten*** für die Netznutzung um 11,76 Prozent (%) beziehungsweise um rund 35,86 € (netto) ab dem kommenden Jahr im Vergleich zu 2023. Während nur ein Verteilnetzbetreiber die Kosten für die Netznutzung konstant hält und 24 Netzbetreiber den Haushaltskunden um bis zu 13,78 % (Stadtwerke Malchow) entlasten, steigen die Kosten bei den übrigen untersuchten Unternehmen um bis zu 39,73 % (Stadtwerke Niesky).

Ähnlich zeigt sich die Situation für einen Gewerbekunden mit registrierender Leistungsmessung (RLM) und einen Jahresverbrauch 50.000 kWh (50 kW) in Niederspannung. Er muss ab 2024 im Mittel mit einer Erhöhung um 11,18 % beziehungsweise rund 502 €/a (netto) rechnen. Während auch hier nur ein Verteilnetzbetreiber die Kosten für die Netznutzung konstant hält und 24 Netzbetreiber***** den Gewerbekunden um bis zu 11,02 % (Stadtwerke Malchow) entlasten, steigen die Kosten bei den übrigen untersuchten Unternehmen um bis zu 64,62 % (Stadtwerke Bernburg).

Nach Auswertung der vorläufigen Preisblätter über eine Stichprobe von 282 Gasverteilnetzbetreibern**** ergibt sich für einen Haushaltskunden mit Standardlastprofil und einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh (11kW) in der Niederdruckstufe bezogen auf die Erhebungsbasis im Mittel** eine geringfügige Senkung der Jahreskosten*** für die Netznutzung um etwa 1,45 % beziehungsweise um rund 7,17 €/a (netto) ab dem kommenden Jahr im Vergleich zu 2023. In dieser Stichprobe halten nur zwei Gasverteilnetzbetreiber die Kosten für die Netznutzung konstant. In den Gebieten von 135 Gasverteilnetzbetreibern sinken sie um bis zu 21,60 % (Gasnetz Hamburg). In 144 Netzgebieten steigen die Jahreskosten für die Gasnetznutzung hingegen um bis zu 18,19 % (Stadtwerke Schramberg).

Etwas höher fällt die durchschnittliche Senkung der Jahreskosten*** für die Netznutzung mit etwa 1,74 % beziehungsweise um rund 35,95 €/a (netto) für einen Gewerbekunden mit Standardlastprofil und einem Jahresverbrauch von 100.000 kWh (50 kW) in der Niederdruckstufe ab dem kommenden Jahr im Vergleich zu 2023 aus. Auch in diesem Segment halten nur zwei Gasverteilnetzbetreiber die Kosten für die Netznutzung konstant. In den Gebieten von 138 Gasverteilnetzbetreibern sinken sie um bis zu 22,43 % (Gasnetz Hamburg). In 142 Netzgebieten steigen die Jahreskosten für die Gasnetznutzung hingegen um bis zu 17,46 % (Energieversorgung Marienberg).

Energievertriebe müssen mit nachträglichen Änderungen zum Jahreswechsel rechnen, da die Netzbetreiber ihre Preisblätter für 2024 noch als vorläufig gekennzeichnet haben. Wie die Übertragungsnetzbetreiber mitteilten, seien die vorläufigen Netzentgelte 2024 unter Berücksichtigung eines Zuschusses gemäß einem Beschluss der Bundesregierung zur anteiligen Deckung der Übertragungsnetzkosten ermittelt worden. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung habe jedoch die gesetzliche Grundlage für diesen Zuschuss gefehlt. Das Cockpit der GET AG hält über die Erfassung auch endgültiger Informationen auf dem Laufenden und ermöglicht Analysen sowie Kalkulationen für unterschiedliche Netzebenen und Kundenprofile (SLP und RLM).

* Hinsichtlich der Abdeckung in der Versorgungsfläche in Deutschland entspricht das rund 83 Prozent.

** Der Durchschnitt wurde über die Anzahl aller relevanten Postleitzahl-Netzbetreiber-Kombinationen der Erhebungsbasis* gebildet, ohne deren Größe in der Fläche oder die Anzahl von relevanten Marktlokationen zu berücksichtigen. Gab es mehrere Netzbetreiber je Gebietseinheit, ging jeder Wert in die Durchschnittsermittlung ein.

*** In die Kostenbetrachtung flossen die Arbeits-, Leistungs- und Grundpreise sowie die von den Netzbetreibern ausgewiesenen Kosten für die Messdienstleistung für konventionelle Zähler bei jährlicher Abrechnung ein.

**** Hinsichtlich der Abdeckung in der Versorgungsfläche in Deutschland entspricht das rund 81 Prozent.

*****KORREKTUR (27.10.2023):

Der dritte Absatz zur Liefersituation für Gewerbekunden wurde korrigiert: Hier hatten wir in der ersten Version irrtümlicherweise die Stadtwerke Metzingen zu den Stromnetzbetreibern hinzugezählt, die ihre Netzkunden ab 2024 entlasten. Richtig ist, dass die Netzentgelte der Stadtwerke Metzingen sowohl für Haushalts- als auch Gewerbekunden in den oben genannten Liefersituationen gemäß vorläufig veröffentlichter Preisblätter leicht steigen.

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M.A. Matthias von Maltzahn
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